Hallo Markus,

eines mal vorne weg: Die SDB aus den Link entsprechen alle nicht mehr den gültigen Rechtsvorschriften - sprich sie sind veraltet. Aber erstmal besser, als nichts.

Was die Pflichten angeht: Ein Hersteller muss ein SDB zur Verfügung stellen, wenn es sich um ein eingestuftes, also gefährlich bewertetes Produkt handelt. Dieses SDB ist einem gewerblichen Kunden spätestens mit der ersten Lieferung zur Verfügung zu stellen. Bei einem nicht gewerblichen Kunden (sog. Publikumsprodukte, die jeder wo auch immer kaufen kann) muss der Hersteller das SDB auf Anfrage bereit haben und weitergeben.

Meistens werden Publikumsprodukte nie direkt beim eigentlichen Hersteller gekauft, sondern über Zwischenhändler. Diese sollten sich die SDB eigentlich regelmäßig vom Hersteller geben lassen und für Nachfragen von Kunden vorhalten. Wird in der Praxis selten so gemacht.

Fazit: Du hast im Prinzip schon das Recht, die SDB zu bekommen, aber nicht automatisch. Nur per Nachfrage.

Zu Deinen Fragen bzgl. Schutz und Umgang, was ich den vorliegenden SDB entnehmen kann:
Lösungen mit pH 4 und 7 sind nicht kritisch, was die ätzenden Eigenschaften angeht. Auch sonst sind sie nicht als Gefahrstoff oder Gefahrgut eingestuft. Ich würde aber trotzdem immer beim Umgang mit Chemikalien Handschuhe tragen und evtl. eine Schutzbrille aufsetzen. Ich denke, Eichenextrakt ist weit kritischer, als die Eichlösungen hier.

Die Kaliumchlorid-Lösung ist auch nicht kritisch.

Die Reinigungslösung ist im SDB als reizend und sensibilisierend (=Allergie-verstärkend oder auslösend) eingestuft. Hier also bitte unbedingt Handschuhe und Augenschutz benutzen.
Handelt es sich tatsächlich um das SDB der Reinigungslösung, die Du bekommen hast?
Falls ja, ist da was faul, denn der "Zettel", den Du dazu gekriegt hat, ist eine Zusammenfassung der Gefahrstoffeinstufung. Und das wäre in dem Fall dann Krebserzeugend, Fruchtschädigend und Umweltgefährend.
DAS ist was ganz anderes, als Reizend und Sensibilisierend.

falls Ihr Euch jetzt fragt, warum die so schlau daherschreibt...genau das ist mein Job...ich schreibe und prüfe SDB in der Umweltschutz- und Produktsicherheit einer Chemiefirma und bin gelernte Chemielaborantin...

Hallo,

Zur Lagerung:
Am besten in eine lichtundurchlässige Schachtel und dann in einen kühlen Kellerraum, falls vorhanden.

"Altair_4" schrieb:

falls Ihr Euch jetzt fragt, warum die so schlau daherschreibt...genau das ist mein Job...ich schreibe und prüfe SDB in der Umweltschutz- und Produktsicherheit einer Chemiefirma und bin gelernte Chemielaborantin...

Und das ist genau der Grund, warum Foren wie dieses so toll sind: Sie bringen Leute mit sehr unterschiedlichem Hintergrund zusammen. Weiter so!

Hallo Markus,

der Zettel ist ein Gefahrstoffetikett. Früher gab es diese Etiketten mit den quadratischen Gefahrensymbolen (schwarz auf orangem Hintergrund, Totenkopf für Giftig, Andreaskreuz für Gesundheitsschädlich oder Reizend, usw.). Die Gefahren wurden als R- und S-Sätze aufgelistet.

Jetzt gibt es diese neuen rautenförmigen Symbole zusammen mit H und P Sätzen. Das alles hängt mit dem neuen Europäischen Chemikalienrecht zusammen, man baut gerade ein GHS (globally harmonized system) auf, das Chemikalien weltweit einheitlich einstufen und kennzeichnen soll.

"Dein" Pikrogramm auf dem Etikett steht für Gesundheitsgefahren. Wir nennen das Ding "liebevoll" EXPLODING MAN...
Thioharnstoff ist nicht ohne, der Stoff an sich ist relativ scharf eingestuft, es kommt immer auf den Gehalt des gefährlichen Stoffes in einem Gemisch an, wie viele Aspekte der Stoffeinstufung auf das Gemsich übertragen werden müssen.

Jedenfalls in dem Fall würde ich darauf bestehen, das SDB in aktueller Fassung zu bekommen.
Wenn der "Zettel" korrekt ist, ist die Lösung immerhin als carcinogen und reproduktionstoxisch eingestuft.
Wenn Du magst, hau ich der Herstellerfirma bzw. dem Händler die Fachbegriffe und EU-Richlinien um die Ohren. Ich hab da Übung drin...

"reiser81" schrieb:

Noch mal kurz zur Lagerung bitte:
...auch die pH-Pufferlösungen und die KCl-Lösung besser im Kühlen Kellerraum, oder ist hier Zimmertemperatur in Ordnung?

Und zum Thema Entsorgung:
Reinigungslösung gehört wohl an die entsprechenden Sammelstellen für Gefahr-/Schadstoffe.
Aber wie sieht es hier mit den Pufferlösungen pH 4 und pH 7 (und pH 10) und der KCl-Lösung aus?

Hallo,
wenn Du die Lösungen dicht verschlossen und dunkel aufbewahrst, geht das auch mit normaler Raumtemperatur. Verdunstung sollte halt ausgeschlossen werden, weil sich die Lösungen sonst logischerweise immer mehr aufkonzentrieren.

Die Pufferlösungen und die KCl-Lösung kannst Du schon über den Hausmüll bzw. den Abfluss entsorgen. So riesige Mengen fallen da ja nicht an und diese Lösungen sind ja nicht wirklich chemisch kritisch.

Hallo Sabine,
auch von mir ein dickes Danke für diese Information. Habe mir noch nie Gedanken gemacht, dass ich mit den Eichflüssigkeiten aufpassen sollte .
Gummihandschuhe habe ich ja wegen der Korallen jetzt immer da, die werde ich dann beim nächsten Eichen benutzen. Da ich ja auch Brille tragen kann, statt Kontaktlinsen, werde ich da mal dran denken :).

Jedenfalls ein sehr gutes Thema und tolle Antworten :)!

Hallo Karin,

gern geschehen.

Grade Säuren sind kleine Witzbolde. Wenn Du Tropfen auf die Kleidung bekommst, siehst Du erstmal gar keinen Effekt.
Aber nach dem Waschen kommt die Kleidung mit schönen Kreisrunden Löchern aus der Maschine. Genau da, wo Dir die Säure hingetropft ist...drum hab ich immer alte Kleidung oder einen Kittel an, wenn ich mit sowas arbeite.

Oiye, Markus, Du Schlingel!
"Hase" ist ja noch fein, aber das "alt"...nenene ;)!

Naja, das Messgeräte eichen habe ich mir von alten Hasen zeigen lassen, die haben nie Schutzkleidung getragen und ich bin gar nicht erst auf die Idee gekommen. Wo ich doch ´ne ziemliche Niete in Chemie bin ...

Hallo Markus,

definitiv sollte man einige Putzmittel nicht an die Hände kriegen, Chlorreiniger zum Beispiel...
Was auch die Meisten nicht wissen, obwohl es auf den Flaschen der entsprechenden Reiniger steht:
Manche Mittel vertragen sich nicht in Verbindung mit anderen Reinigern, es können dabei gefährliche Gase entstehen.
Schaut einfach mal auf die Flaschen drauf...

"Altair_4" schrieb:

Manche Mittel vertragen sich nicht in Verbindung mit anderen Reinigern, es können dabei gefährliche Gase entstehen.
Schaut einfach mal auf die Flaschen drauf...

Das Thema ist in der Tat heiß. Selbst mit bescheidenem Wissen kann Mann/Frau nach einem Besuch im Baumarkt oder Supermarkt es fertigbringen, einen gesamten Wohnblock zu entvölkern . Und nein - das ist kein Witz!

Grundsätzlich gilt immer beim Umgang mit kritischen Stoffen, dass man sich (und andere - Stichwort: Entsorgung) immer schützen sollte. Das gilt nicht nur für Haushaltschemikalien sondern auch für Unkrautex, verschiedene Dünger, diverse Pflanzen, Reinigungsmittel etc.

Selbst mit Puderzucker und einigen freiverkäuflichen Mitteln kann man eine Menge "Schabernack" treiben...

Alchemie ist machbar, Herr Nachbar

LG
Heiko

"Heiko" schrieb:

Selbst mit Puderzucker und einigen freiverkäuflichen Mitteln kann man eine Menge "Schabernack" treiben...

McGyver? Bist Du das???

"Altair_4" schrieb:

McGyver? Bist Du das???

*rotfl* Ne - früher nannnte man mich "Chaos Heiko" oder auch "MOD" (Master of Desaster)

Aber mal was zum "Nachkochen" - versprochen - ist harmlos!

Supermarktprodukt: EMCUR® Bad Emser Pastillen, mit echtem Quellsalz, ohne Menthol, MIT Zucker (zuckerfrei geht nicht).
Sand, Brennspiritus und eine feuerfeste Unterlage.

Auf die feuerfeste Unterlage gibt man gut 3 Eßlöffel Sand und tränkt diesen mit Spiritus. Darauf legt man eine Bad Emser Pastille und entzündet das ganze...
...viel Spass damit und nicht erschrecken

Wer nicht mit Feuer spielen mag, kann mal was mit Backpulver oder Kaisernatron versuchen

Wir brauchen eine Flasche, Essigessenz, einen Ballon:
Streue das Backpulver in die Flasche. Schütte vorsichtig eine gute Portion Essigessenz hinterher. Dann stülpe den Ballon (Erwachsene nehmen ein Kondom das schnell mit einem Gummiband fixiert wird) schnell über die Flaschenöffnung und schüttle die Flasche behutsam, so daß sich Pulver und Essigessenz gut vermischen. Und plötzlich... *neid*

LG
Heiko

Hallo Heiko,

Yesssss, das sind coole Tricks! Kenn ich aus meiner Ausbildung.
Wir waren damals noch so dreist und haben in der Berufsschule metallisches Magnesium gemopst.
Kommt gut, wenn man ein winziges Stück davon in eine Pfütze wirft...
Oder: Mit Silbernitratlösung präparierte Flaschen oder (ganz fies) Klobrillen

Für die nicht Chemie-verrückten:
Metallisches Magnesium entzündet sich bei Berührung mit Wasser und schiesst auf der Wasseroberfläche umher wie ein Irrwisch.
Silbernitratlösung hinterlässt auf der Haut einen schwarzen Abdruck, der sich nicht mehr abwaschen lässt. Er verschwindet erst wieder, wenn sich die Hautzellen erneuert haben. Derber Scherz, nicht zur Nachahmung empfohlen...