Hey zusammen,

in einigen Regionen in Spanien verursachen eingeschleppte Schnecken der Art Pomacea insularum (d'Orbigny, 1835) immense Schäden in den Reisfeldern.

Eine Schadorganismus-Risikoanalyse ergab zusammen mit einem wissenschaftlichen Gutachten und einer Stellungnahme der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, dass auch andere Arten dieser Gattung Schäden an Wasserpflanzen verursachen. Da die verschiedenen Arten nicht ohne weiteres taxonomisch sicher unterschieden werden können und weil offenbar behördlicherseits nicht ausgeschlossen werden kann, dass alle Arten schädlich sind, wird die Einfuhr und die Verbreitung sämtlicher Schnecken dieser Gattung nach EU-Recht verboten.

Für Aquarianer bedeutet die bisherige Formulierung, dass auch ein Verbot der beliebten bunten Apfelschnecke Pomacea diffusa (vormals bridgesii) in Kraft tritt, obwohl diese nach der Erfahrung vieler Halter nachweislich nicht an Wasserpflanzen geht.

Ebenfalls wichtig zu wissen: Wasserpflanzen, die in die EU eingeführt werden, müssen nachweislich frei von mitgeschleppten Pomacea sein und werden in den Ausfuhrländern entsprechend mit Gift behandelt. Neu gekaufte Wasserpflanzen sollten also nun noch sorgfältiger gewässert werden - was Schnecken killt, macht auch vor Garnelen und Krebsen in der Regel nicht Halt.

Wer den Gesetzestext nachlesen möchte, folge dem Link.

Doof, oder?

Cheers
Ulli

Ziemlich "lustig" auch, dass andere Rasenmäher, die ebenfalls zu den Apfelschnecken, aber nicht zum Genus Pomacea gehören, davon ausgenommen sind.
Mal sehen, wie schnell das in deutsches Recht umgesetzt wird ...

Cheers
Ulli

Komplett - das ist dieselbe Geschichte wie bei den Krebsen in England ... um Krebspest zu verhindern, hat man einfach mal alle verboten, auch Cherax ... bloß nicht zu tief gehend mit einem Thema beschäftigen, davon könnt man ja Kopfschmerzen bekommen.

Ich versuche grade rauszubekommen, wie man die Sache lesen muss, ab wann die Verordnung in Kraft tritt etc. - ich halt euch auf dem Laufenden.

Ob den Leuten wohl bewusst ist, dass es sich hier quasi zum Teil um Haustiere handelt?

Cheers
Ulli

Also hier geht's erstmal zu der Schadorganismus-Risikoanalyse, die in dem Beschluss angesprochen wird: fera.defra.gov.uk/plants/plant…s/praPomaceaInsularum.pdf

Ein paar interessante Details aus diesem Schriftstück:

In Georgia (USA) wurden P. insularum von Aquarianern ausgesetzt, was zu einer ähnlich katastrophalen Lage wie im Ebro-Delta in Spanien geführt hat.

Und - jipiieee - man hat pflanzenfressende Apfelschnecken auch als "Unkrautvernichter" eingesetzt, um eingeschleppte, sich massenhaft vermehrende Wasserpflanzen in den Griff zu bekommen (Japan, Texas, Puerto Rico etc.pp.). Lernen Menschen eigentlich nie dazu?

Nach Asien wurden sie als potentielle Nahrungsmittel für Menschen eingeführt, weil sie aber nicht schmecken, wurden sie dann mehrfach ausgesetzt und richten dort ähnliche Verheerungen an wie in den spanischen Reisfeldern.

Eingeschleppt werden Jungtiere und Eier aber auch mit Nahrungs- und anderen Wasserpflanzen, z.B. hängen Jungschnecken so oft an Wasserspinat (Ipomoea aquatica), dass Malaysia die Einfuhr dieser Pflanze komplett gestoppt hat. Und ca. 95% aller nach Spanien importierten Aquarienpflanzen kommen aus Ländern, in denen P. insularum oder P. canaliculata vorkommen (USA, Malaysia, Singapur und Thailand).

Als ein Grund für die Einschleppung von P. insularum im Ebrodelta wird genannt, dass Tiere aus einer aquaristischen Zuchtanlage entkommen sein könnten. Da läuft wohl grade noch ein Strafprozess.

Es wird explizit empfohlen, Pomacea canaliculata und insularum im Aquarienhandel zu verbieten und die Einfuhr generell zu untersagen (auch nicht als Unkrautvernichter, was übrigens als viel größere Gefahr angesprochen wird) oder als menschliche Nahrung oder Futtertier sowie Wasserpflanzen so zu behandeln, dass damit auch versehentlich keine Schnecken eingeschleppt werden können (also mit Gift, Nicotinoide sind da beliebt. Sehr tödlich auch für alle anderen Wirbellosen).

Mehr Infos, die nicht in diesem Paper stehen:

In den USA und Australien ist der Transport von u.a. Pomacea insularum und canaliculata im Handel verboten, ebenso wie für A. spixi und Marisa cornuarietis und viele andere. Nur diffusa dürfen transportiert werden. Vor 2009 brauchte man aber auch dafür eine Genehmigung, diese Regelung ist aber mittlerweile weggefallen.

Und oh klasse, Procambarus clarkii gilt als Fressfeind für diese Viecher ... hoffentlich kommt da nun keiner auf blöde Ideen ...

Cheers
Ulli

Und ja, du hast Recht, diese Durchführungsbestimmung ist eine Entscheidung und laut dem Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

nur für den in der Entscheidung angesprochenen Sachverhalt und den entsprechenden Adressaten verbindlich, (sie) ähneln den so genannten Verwaltungsakten im deutschen Recht.

Also verbindlich, und zwar nicht erst im Februar 2015. Da werden die Maßnahmen wohl überprüft. Wo allerdings der 1.1.2013 herkommt? So wie ich das lese, gilt das doch ab sofort? Oder sehe ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr?

Cheers
Ulli

Hi Basti,

danke für die Info - was bedeutet das nun konkret für uns private Halter?
Dürfen wir die Schnecken noch untereinander im Hobby weitergeben? Müssen wir sie beispielsweise hier vom Marktplatz ausschließen? Oder gilt das nur für professionelle Inverkehrbringer?

Cheers
Ulli